Samstag, 6. Oktober 2018

Gamsknogel mit Hindernissen

Nach Abschluss unseres Projekts 3 x 6.000 = 2x018 mit je drei Hochtouren in Chile und in Ladakh fahren wir heute in die Spielzeugwelt der Chiemgauer Alpen. Sehr idyllisch startet die Wanderung am Forsthaus Adlgass hinauf zum Gamsknogel. Doch bald bremst uns eine Absperrung mit der Bemerkung "Forstarbeiten - Lebensgefahr" aus, kurz darauf gefolgt von einer Holzabfuhrschneise mit sehr gefährlichen Drahtseilen. Ganz umkehren wollen wir nicht und so keuchen wir in gerader Linie den lichten Bergwald hinauf, immer in sicherem Abstand zu der Baumfällzone. Dank GPS finden wir kurz vor den Felsen wieder den Wanderweg "Zwieselsteig" und können problemlos in die Scharte zwischen Zwiesel und Gamsknogel hochsteigen, immer mit herrlicher Aussicht hinaus ins Alpenvorland.

Frillensee

Salzburg und der Hochstaufen
In der Scharte wenden wir uns nach rechts, und kurz darauf erwartet uns eine kleine, sehr einfache aber anregende Kraxelei über den Grat hinauf zum Gamsknogel.


Der 360° Blick vom nur 1750m hohen Gipfel ist sehr beeindruckend, insbesondere nach Südosten auf Watzmann, Steinplatte und die Loferer Steinberge. Im Nordwesten zeigen sich der Wilde und Zahme Kaiser, und natürlich das Bayerische Meer, der Chiemsee.



Lange bleiben wir auf dem schwach besuchtem Gipfel in der Herbstsonne sitzen und geniessen unser Vesperbrot bevor es über die herrlich gelegene Kohleralm wieder ins Tal geht.


Leider müssen wir auch hier auf kleine Pfadspuren im teilweise recht steilen Bergwald ausweichen, um die erstaunlich grossräumigen Forstarbeiten zu umgehen.So erreichen wir etwas später als geplant das Forsthaus Adlgass, wo uns die nette Bedienung im herrlichen Wirtsgarten (nach etwas Wartezeit) lecker Bier, Sülze und Bratkartoffeln serviert. So gestärkt lässt sich auch der übliche Stau (+15min) auf der A8 ohne allzugrossen Groll überstehen 😊


Montag, 20. August 2018

Mittwochs auf Sonntagshorn, und am Sonntag von hinten auf den Bischof

Am Mariahimmelfahrtsmittwoch ruft das Sonntagshorn, der höchste Berg der Chiemgauer Alpen. Beim frühmorgendlichen Start in München ist über uns keine Wolke zu sehen und die Wetterprognose für Rosenheim ist hervorragend. Als es dann am Chiemsee aus allen Kübeln schüttet, kühlt auf dem Beifahrersitz die Begeisterung für die Bergtour auf die fast schon frostige Aussentemperatur ab.

Zum Glück ist das Regengebiet schnell durchfahren, die Heizung liefert tropische Wärme im Auto, und als wir die Mountainbikes auf dem kostenlosen Parkplatz des Holzknechtmuseums Ruhpolding auspacken, sieht das Wetter schon fast gut aus. Auf den ersten drei flachen Kilometern bis zur Schwarzachenalm kürzt das Radl ganz erheblich die eh schon längliche Wanderung ab. Schon bald geht es weiter zu Fuss hinein ins wilde Mittlere Kraxenbachtal.


Wir folgen dem Bergurwald auf einem wenig begangenen Pfad hoch in den Grossen Sand, wo wir einen ersten Blick auf den technisch anspruchsvollsten Teil der Tour werfen können. Kleine Kletterstellen im schottrigen, sehr steilen Schrofengelände mit UIAA I+ und ordentlich Luft unter den Füssen erlauben keinen Schwindel.



Vom Grat geht es nach Osten in unterhaltsamer Kraxelei auf den Gipfel mit der berühmten Aussicht. Leider ist heute das Wetter nicht wirklich gut und ein Grossteil des Panoramas ist in Wolken.


Nach der Mittagsrast queren wir den Gipfel weiter nach Osten um ins Hintere Kraxenbachtal abzusteigen. Diese Route ist technisch wesentlich einfacher wie unser Aufstieg, wobei insbesondere die Schotterabfahrt im oberen Kar die alten Knochen und Bänder schont.


Ganz hervorragend schlagen sich hier meine neuen adidas terrex swift Leichtwanderschuhe, die mit 817g/Paar gerade mal halb so schwer sind wie die alten, bewährten Lederschuhe von Lowa. Am Ende des Schotterfelds zieht der Weg durch den steilen Bergwald gefühlt unendlich lange hinab zur Schwarzachenalm. Wunderbare Wasserfälle und Bachquerungen sorgen für Abwechslung und machen den Abstieg zum Höhepunkt der Wanderung.


Dank der an der Alm deponierten Radln sind wir in wenigen Minuten zurück am Auto, das uns ohne Stau oder sonstige Hindernisse flott heim nach München fährt. Maria sei Dank.



Mit dem Bischof haben wir einen eher unscheinbaren Berg des Estergebirges für den 1350Hm Sonntagsspaziergang ausgesucht. Wesentliche Entscheidungskriterien sind der Startpunkt in Oberau, der eine staufreie Heimfahrt verspricht, und der einsame, schattige Anstieg durch die Westwand um am Morgen der Sommerhitze zu entgehen. Da sich in der Ferienzeit der Ansturm auf die Münchener Hausberge in Grenzen hält, lassen wir es gemütlich angehen und erreichen gegen 10 Uhr den Wanderparkplatz an der Loisach staulos und herrlich offen in der Morgensonne.

Zunächst verläuft die Wanderung noch einen Kilometer auf dem Loisach-Radwanderweg bevor sie nach Osten in den Bergwald hinauf abzweigt. Vorbei an einer photoscheuen Blindschleiche und vielen schönen Blumen gewinnen wir rasch an Höhe bis zur ersten verdienten Rast an der Schaf-Alm.


Dort vespern wir einen Müsliriegel und quatschen kurz mit einer Berliner Wandergruppe, die sich auf dem Abstieg von der Weilheimer Hütte befindet. Für uns geht es schweisstreibend noch weitere 1000Hm hoch, mit etwas dunstig-vernebelter Sicht nach Westen Richtung Ammergau.


Im Frickenkar queren wir unterhalb des Bischofs nach Nordosten zum Willi Berchtold Kreuz am Henneneck. Von dort zeigt sich schön der steile Aufstieg nach Süden, auf schmalem Pfad durch Fels und Latschen über die Hinterseite des Bischofs.



In einer halben Stunde sind wir auf dem Gipfel, diesmal ganz alleine mit einer herrlichen Rundumsicht auf Krottenkopf, Karwendel, Wetterstein und die Ammergauer.

Krottenkopf mit der Weilheimer Hütte

Wank und Fricken

Ein kurzer Regenschauer erfrischt uns auf dem langen Abstieg bevor wieder die Sommersonne in den glücklicherweise bewaldeten Westhang bruzelt.


Unten im Tal kündigen die ersten Herbstzeitlosen das Ende des Sommers an, doch heute machen wir nochmals das Dach auf, und lassen uns bei 160km/h heimwärts ordentlich den Kopf frei blasen.



Samstag, 4. August 2018

Aus dem Kurzen Grund auf den Schafsiedel

Trotz des angekündigten A8-Irschenberg-Inntaldreieck-Feriensamstagsstaus ist der Schafsiedel in den Kitzbüheler Alpen dank der vielen Bäche und Bergseen ein ideales Sommerwanderziel. Entgegen der Empfehlung von Google, den Stau doch einfach auszusitzen, wählen wir die etwas längliche Querfeldein-Fahrt via Bayerischzell und Kufstein, immerhin offen im Cabrio mit etwas mehr Nähe zur Natur am Strassenrand. Südlich von Kelchsau zweigen wir nach der €5 (!) Mautstelle in den Kurzen Grund ab und parken etliche Kilometer weiter im Tal am grossen Parkplatz am Alpengasthof Wegscheid.

Alpenglockenblume am Wegesrand
Von dort folgen wir dem schmalen, aber gut ausgebauten Wanderweg zur Neuen Bamberger Hütte. Der Pfad verläuft schön schattig im Bergwald und kürzt erheblich die vielen Kehren der für Mountainbikes strengstens gesperrten (warum auch immer...) Hüttenzufahrtsstrasse ab. An der Hütte erreichen wir freies Almgelände mit etlichen rauschenden Bergbächen unter dem dominanten Dristkopf.


Oberhalb der Hütte dreht der Weg nach Westen und führt über eine kleine Steilstufe hinauf zum Unteren Wildalmsee auf 1930m. Hier haben schon am Morgen ein paar potentielle Wildschwimmer ihre Hüllen fallen lassen, und nun warten sie auf ein paar robuste Sonnenstrahlen um ins kalte klare Wasser zu springen.


In weniger als einer halben Stunde sind wir am Mittleren Wildalmsee, der einen noch etwas erfrischenderen Badespass mit Aussicht verspricht.


Für uns geht es nach einer kurzen Müsliriegelpause weiter zum Oberen Wildalmsee, wo sich der unscheinbare Schafsiedel und eine kleine Schafsherde zeigen.

 
Da langsam das Mittagessen ruft steigern wir noch etwas Tempo und Schweissfluss, um möglichst flott die letzten 100 Höhenmeter zum Gipfel hochzueilen. Dieser bietet eine schöne Rundumsicht, insbesondere nach Süden auf die nahe Aleitenspitze und den heute mittag wolkenverhangenen Grossvenediger. Im Oberen Wildalmsee zieht ein Schwimmer im Wolkenschatten seine einsamen Kreise.

Gipfelsonnenanbeter

Ein einsamer Wildalmsee-Schwimmer
Beim länglichen Abstieg zeigt sich dann doch noch der mächtige Grossvenediger bevor wir an der Bamberger Hütte unser wohlverdientes Radler geniessen können. Gebadet haben wir bei der Wanderung leider gar nicht, offiziell, weil die Sonne nur ab und zu so richtig gebrezelt hat, und weil wir keine Badesachen eingepackt hatten (wider besseren Wissens), inoffiziell, weil für uns karibik-verwöhnte Warmduscher das Wasser viel zu kalt war.


Auf der Heimfahrt wollen wir noch in Österreich lokal einkaufen gehen für's Wochenende, doch leider sind hier alle Läden am Samstag schon um 18 Uhr geschlossen. So hat uns der REWE in Kiefersfelden gerettet und wir konnten am späteren Abend nach insgesamt problemloser Heimreise ein gutes Rindfleisch-Bohnen-Kartoffeln-Abendessen mit Grünem Veltliner geniessen.



Sonntag, 29. Juli 2018

Kurz und heftig auf den Widderstein

Die Heimfahrt vom Ravensburger Rutenfest nach München wollen wir heute mit einem Abstecher in die Allgäuer Alpen etwas erlebnisreicher gestalten. Vom Hochtannbergpass soll es in überschaubaren 850Hm hoch auf den Widderstein gehen, einen der markantesten Berge der Region Warth. Leider gestaltet sich die Anreise relativ kompliziert und zeitaufwändig, da die Vorarlberger eine Umleitungsbeschilderung nur für Kenner des Landes gestaltet haben, und uns Ausländer auf eine Ehrenrunde durch die Hügellandschaft bei Egg schicken. So erreichen wir erst kurz vor Mittag den grossen Parkplatz an der Salober-Bahn (€5), nur um festzustellen, dass wir ein paar Meter weiter am Gasthaus Adler direkt am Wanderweg kostenlos hätten parken können. Grrrr.

Kalbelesee am Salober-Parkplatz
Vom Parkplatz weg zieht der Wanderweg über Kuhweiden nach Nordwesten zum Hochalppass. Dort treffen wir auf sehr ehrgeizige Jogger/Schnellwanderer die organisiert um den Widderstein rennen. Wir lassen es eher gemütlich angehen und vespern erst mal unsere Schwäbischen Seelen an der Abzweigung zum Widderstein-Südkar, mit schöner Aussicht auf Mohnenfluh, Braunarlspitze und Hochalpsee.



Im Kar ist die Gemütlichkeit zu Ende und mit den Händen am schottrigen Fels geht es 450Hm steil hoch zum Gipfelgrat. Zum Glück ist relativ wenig los, sodass der befürchtete Steinschlag ausbleibt und wir die Helme unbeschädigt wieder ins Tal tragen dürfen. Die wenigen Schneefelder werden links umgangen und die üppigen Markierungen lassen wenig Spielraum zur Interpretation der Routenführung.


Der 2533m hohe Gipfel belohnt uns mit einem wunderbaren 360° Panorama von der Zugspitze bis zum Bodensee.



Nachdem wir uns ausreichend sattgesehen hatten - mehr als einen Müsliriegel gab es nicht mehr zu essen - steigen wir konzentriert durch den Schotter des Kars wieder ab, immer (erfolgreich) bemüht keine Steine loszutreten. In knapp einer Stunde sind wir unten an der Widdersteinhütte wo ein herrlich kaltes Radler den Durst löscht.


Von der Hütte sind es nur noch 300Hm hinab zum inzwischen ziemlich verwaisten Parkplatz. Ein Minimaljogger überholt uns mit hoher Geschwindigkeit und zeigt was so möglich ist, wenn die Knochen jung sind.


Wir steigen hinreichend müde gegen 18 Uhr ins Cabrio und lassen uns nach diesem herrlichen Tag in der sommerlichen Abendsonne nach München fahren.


(Alle Bilder zur Tour und zum Sommer 2018 gibt es hier)





Samstag, 7. Juli 2018

Ohne Schwindel auf den Gimpel

Da die letzte technisch anspruchsvolle Bergtour schon eine Weile her ist (Korsika), entschliessen wir uns heute für einen der dominantesten Gipfel des Tannheimer Tals, - dem Gimpel.

Gimpel im Schatten, Rote Flüh in der Sonne
Ohne Stress starten wir um 11 Uhr am Wanderparkplatz (€3) bei (!) Nesselwängle und wandern gemütlich in unzähligen Kehren durch den dichten Bergwald hoch zur Gimpelhütte. Der Weg ist vom Regen in der letzten Nacht noch recht schlammig und so verspricht die anstehende "Klettertour" mehr Nervenkitzel als geplant. An der Hütte gönnen wir uns einen Müsliriegel bevor es weiter hoch zum Gimpel-Kar geht.


Ziemlich genau in der Bildmitte zieht der "Wanderweg" (UIAA I) steil hoch durch felsiges Gelände. Ein Helm ist Pflicht, da die Berge hier mehr als brüchig sind. Auch bei uns pfeift ein handgrosser Stein mit wenigen Meter Abstand vorbei, losgetreten durch die Kletterer in der Wand. So benötigt man gute Nerven und völlige Schwindelfreiheit beim gefühlt senkrechten Kraxeln durch die Ostwand.


Beim Ostgrat grüsst ein Edelweiss, eine schöne Aussicht in die Lechtaler Alpen und hinüber zur Roten Flüh.

Edelweiss

Rote Flüh
Nach der Mittagsrast ist es nur noch eine Viertelstunde zum Gipfel. Lediglich eine kitzlige Querung mit ganz viel Luft unter den Füssen muss konzentriert geklettert werden, und schon steht man auf dem herrlichen 2173m hohen Panorama-Gipfel.

Tannheimer Tal

Köllenspitze
Beim Abstieg ist nochmals viel Konzentration gefordert, denn ein Ausrutscher hätte fatale Folgen. Vorsichtig und kontrolliert bewältigen wir ohne allzugrossen Stress den Weg ins Kar, und von dort geht es vorbei an schönen Alpenrosen sehr zügig zur Gimpel Hütte zum verdienten Gipfelbier.


Nach ausführlicher Rast treibt uns die Schwerkraft flott hinunter zum Auto, wobei die herrlichen Alpenblumen immer wieder einen Fotostopp einfordern.



So sind wir erst um 18 Uhr zurück am Parkplatz, von wo es noch 2 Stunden Cabriofahrt durch das schöne Allgäu bis in unsere oberschwäbische Heimat sind.

Alle Bilder des Sommers gibt es bei Google Photos

Samstag, 16. Juni 2018

Bärige Aussichten

Einer der dominantesten Berge am Achensee ist der Bärenkopf südlich von Pertisau. Übersichtliche 1070 Höhenmeter geht es vom Gasthaus Hubertus (Parkplatzgebühr €5 pro Tag) hoch zum prominenten Gipfel mit dem wohl besten Seeblick, und herrlichen Panoramen in das Rofan und das Karwendel. Schon beim steilen Aufstieg über die Skipiste zeigt sich der Achensee fast in voller Länge.


Bald erreichen wir die Bärenbadalm, die wir allerdings trotz der aussichtsreichen Lage und der vielversprechenden Speisekarte rechts liegen lassen. Weiterhin steil führt der Weg hinauf in die Felsen, wo ein 10m Drahtseil die Schlüsselstelle für die eher unterdurchnittlich geübten Mitwanderer entschärfen muss.

Oberhalb der Schlüsselstelle, mit herrlichem Blick ins Karwendel

Anschliessend wird der Grat wieder breiter und ein Meer von Alpenblumen freut den Fotografen.


Am Gipfel selbst geht es recht geschäftig und etwas ungemütlich zu, aber etwas nord-östlich, leicht unterhalb auf einer Felsnase, inmitten der Latschen, gibt es etwas versteckt die wohl beste Aussicht auf den Achensee.

Der Gipfel des Bärenkopfs mit Rofan-Blick

Der Achensee in voller Länge

Für den Abstieg wählen wir eine etwas längere, aber auch weniger steile Route über den Weissenbachsattel. Diesmal kehren wir an der Bärenbadalm ein und freuen uns über den guten Kaiserschmarrn zum Weissbier und die herrliche Aussicht.

Bärenbadalm

Den steilen Knieschnackler hinunter über die Skipiste gehen wir eher langsam an und nutzen jedes Blümchen und jeden Schmetterling zum Fotostopp.




Bevor es am Achensee entlang wieder heim nach Norden geht, kaufen wir in Maurach im SPAR noch "lokale" Spezialitäten wie Räucherspeck und Grüner Veltiner ein. Dank dem warmen Wetter können wir schön offen fahren und im Rückspiegel einen letzten Blick auf "unseren" Berg erhaschen.