Montag, 20. August 2018

Mittwochs auf Sonntagshorn, und am Sonntag von hinten auf den Bischof

Am Mariahimmelfahrtsmittwoch ruft das Sonntagshorn, der höchste Berg der Chiemgauer Alpen. Beim frühmorgendlichen Start in München ist über uns keine Wolke zu sehen und die Wetterprognose für Rosenheim ist hervorragend. Als es dann am Chiemsee aus allen Kübeln schüttet, kühlt auf dem Beifahrersitz die Begeisterung für die Bergtour auf die fast schon frostige Aussentemperatur ab.

Zum Glück ist das Regengebiet schnell durchfahren, die Heizung liefert tropische Wärme im Auto, und als wir die Mountainbikes auf dem kostenlosen Parkplatz des Holzknechtmuseums Ruhpolding auspacken, sieht das Wetter schon fast gut aus. Auf den ersten drei flachen Kilometern bis zur Schwarzachenalm kürzt das Radl ganz erheblich die eh schon längliche Wanderung ab. Schon bald geht es weiter zu Fuss hinein ins wilde Mittlere Kraxenbachtal.


Wir folgen dem Bergurwald auf einem wenig begangenen Pfad hoch in den Grossen Sand, wo wir einen ersten Blick auf den technisch anspruchsvollsten Teil der Tour werfen können. Kleine Kletterstellen im schottrigen, sehr steilen Schrofengelände mit UIAA I+ und ordentlich Luft unter den Füssen erlauben keinen Schwindel.



Vom Grat geht es nach Osten in unterhaltsamer Kraxelei auf den Gipfel mit der berühmten Aussicht. Leider ist heute das Wetter nicht wirklich gut und ein Grossteil des Panoramas ist in Wolken.


Nach der Mittagsrast queren wir den Gipfel weiter nach Osten um ins Hintere Kraxenbachtal abzusteigen. Diese Route ist technisch wesentlich einfacher wie unser Aufstieg, wobei insbesondere die Schotterabfahrt im oberen Kar die alten Knochen und Bänder schont.


Ganz hervorragend schlagen sich hier meine neuen adidas terrex swift Leichtwanderschuhe, die mit 817g/Paar gerade mal halb so schwer sind wie die alten, bewährten Lederschuhe von Lowa. Am Ende des Schotterfelds zieht der Weg durch den steilen Bergwald gefühlt unendlich lange hinab zur Schwarzachenalm. Wunderbare Wasserfälle und Bachquerungen sorgen für Abwechslung und machen den Abstieg zum Höhepunkt der Wanderung.


Dank der an der Alm deponierten Radln sind wir in wenigen Minuten zurück am Auto, das uns ohne Stau oder sonstige Hindernisse flott heim nach München fährt. Maria sei Dank.



Mit dem Bischof haben wir einen eher unscheinbaren Berg des Estergebirges für den 1350Hm Sonntagsspaziergang ausgesucht. Wesentliche Entscheidungskriterien sind der Startpunkt in Oberau, der eine staufreie Heimfahrt verspricht, und der einsame, schattige Anstieg durch die Westwand um am Morgen der Sommerhitze zu entgehen. Da sich in der Ferienzeit der Ansturm auf die Münchener Hausberge in Grenzen hält, lassen wir es gemütlich angehen und erreichen gegen 10 Uhr den Wanderparkplatz an der Loisach staulos und herrlich offen in der Morgensonne.

Zunächst verläuft die Wanderung noch einen Kilometer auf dem Loisach-Radwanderweg bevor sie nach Osten in den Bergwald hinauf abzweigt. Vorbei an einer photoscheuen Blindschleiche und vielen schönen Blumen gewinnen wir rasch an Höhe bis zur ersten verdienten Rast an der Schaf-Alm.


Dort vespern wir einen Müsliriegel und quatschen kurz mit einer Berliner Wandergruppe, die sich auf dem Abstieg von der Weilheimer Hütte befindet. Für uns geht es schweisstreibend noch weitere 1000Hm hoch, mit etwas dunstig-vernebelter Sicht nach Westen Richtung Ammergau.


Im Frickenkar queren wir unterhalb des Bischofs nach Nordosten zum Willi Berchtold Kreuz am Henneneck. Von dort zeigt sich schön der steile Aufstieg nach Süden, auf schmalem Pfad durch Fels und Latschen über die Hinterseite des Bischofs.



In einer halben Stunde sind wir auf dem Gipfel, diesmal ganz alleine mit einer herrlichen Rundumsicht auf Krottenkopf, Karwendel, Wetterstein und die Ammergauer.

Krottenkopf mit der Weilheimer Hütte

Wank und Fricken

Ein kurzer Regenschauer erfrischt uns auf dem langen Abstieg bevor wieder die Sommersonne in den glücklicherweise bewaldeten Westhang bruzelt.


Unten im Tal kündigen die ersten Herbstzeitlosen das Ende des Sommers an, doch heute machen wir nochmals das Dach auf, und lassen uns bei 160km/h heimwärts ordentlich den Kopf frei blasen.