Freitag, 2. September 2016

Island I: der Süden

Nach 15 Jahren landen wir wieder auf Island. Es regnet immer noch, und es ist kalt. Doch dieses Mal sind wir statt mit dem Bus mit dem Mietwagen unterwegs, einem zappeligen aber auch sympathischen Suzuki Jimny, und können selbstgesteuert dorthin fahren wo wir wollen. Das Zelt ist noch dasselbe wie seinerzeit und die Wasserdichtigkeit zweifelhaft. Nachdem die Wettervorhersage erwartungsgemäss schlecht ist quartieren wir uns für die erste Nacht ins Geohotel Grindavik ein, was eine sehr gute Wahl ist. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Grindavik kommen wir an der "Brücke zwischen den Kontinenten" vorbei, wo man problemlos den gar nicht so tiefen Graben zwischen Europa und Amerika in 10 Sekunden überqueren kann.


Am nächsten Tag grüsst uns die Sonne und so starten wir gut gelaunt unser zweiwöchiges Island-Abenteuer. Nach einem kurzen Stopp beim Thermalgebiet von Krysuvik mit vielen blubbernden Schlammquellen fahren wir nach Selfoss zum Einkaufen:
  1. einen 10l Reservekanister um genügend Benzin für die Hochlanddurchquerung mit nehmen zu können,
  2. Verschiedene Lebensmittel zum Überleben in der Wildnis, - Espresso, Müsli, Skyr, und Fertiggerichte,
  3. Campinggas für den Kocher.
  4. Küchenpapier um verschiedene Sauereien aufzuwischen.
Natürlich haben wir soviel wie möglich aus Deutschland mitgenommen: Müsliriegel, Schokolade, Haribos, und eine Flasche besten Single Malt Whisky. Die airberlin Gepäckgrenze von 23kg pro Person (plus 8kg Handgepäck plus 2kg "Handtasche") haben wir so ziemlich exakt ausgereizt.



Nach einem ziemlich guten Mittagessen im Tryggvaskala fahren wir weiter zum weltberühmten Skogafoss, der ganze Busladungen von Touristen aus der ganzen Welt anzieht. Trotzdem finden sich ruhige Minuten wo uns der tosende Wasserfall mit dem wunderbaren Regenbogen fast alleine gehört.


Leider haben wir nicht viel Zeit - ein Problem der gesamten Reise - und so eilen wir schon bald weiter zum nächsten Highlight, - dem Leuchtturm von Dyrholaey. Dieser steht malerisch über den Felsentoren und dem schwarzen Lavastrand. Leider sind Ende August keine Vögel mehr am Brüten in den Felsen, und so sehen wir keinen einzigen Papageitaucher. Wer an Vögeln interessiert ist muss Ende Mai, Anfang Juni kommen, doch dann sind die Hochlandpisten noch gesperrt. Your choice!


Zum Campingplatz in Thakgil führt eine 14km Schotterstrasse, die einen ersten "offroad" Test für unseren Jimny darstellt. Der schwänzelt zwar bei hoher Geschwinduigkeit auf dem Wellblech, bleibt aber dank EPS auf der Piste. Etwas ungewohnt ist das instabile Fahrverhalten schon, aber man gewöhnt sich daran, und auch sonst hat uns das Auto keine Problem gemacht


Die Nacht ist bitter kalt. Und ich bereue dass ich nicht den fetten Himalaya-Daunen-Schlafsack sondern die superleichte Sommervariante mit Komforttemperatur von +8° mitgenommen habe. Irgendwie sammelt sich die kalte Gletscherluft im Talkessel von Thakgil und so dürften die Nachttemperaturen nur ganz knapp über dem Gefierpunkt gelegen haben. Am nächsten Morgen grüsst leider nicht die Sonne, sondern tiefhängende Wolken kündigen baldigen Regen an. So packen wir schnell zusammen, frühstücken, und wandern bald los auf der gelben Route hinein in die Berge. Wie erwartet kommt bald der Regen der wie erwartet dann auch wieder bald vorbei ist: "If you don´t like the weather, just wait 5 minutes". Naja, - eher 2 Stunden statt 5 Minuten. Aber dann gibt es ganz grosses Kino, mit dem schwärzestem Schwarz, dem grünsten Grün und der wildesten Landschaft die man sich so vorstellen kann. Und man fühlt sich ziemlich klein und verlassen. Auf der ganzen fünfstündigen Wanderung begegnen wir niemanden.


Am späten Nachmittag fahren wir weiter zum Campingplatz Svinafell, um dann am Tag drauf schnell am eigentlichen Ziel unserer Südküstenreise zu sein, dem Jökulsarlon. Die Nacht ist zum Glück nicht ganz so kalt, und so können wir lange der beeindruckenden Polarlicht-Show zuschauen.


Bei mittelprächtigem Wetter geht es weiter zur Gletscherlagune. Wenigstens regnet es nicht. Und der Blick auf die Eisberge ist einmalig, ein "must see" im Leben. Dort treffen wir zwei Faltboot-Paddler aus Norddeutschland die am Ufer ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Sicher nicht der schlechteste Zeltplatz auf dem Planeten!


Aus der Lagune werden kleine "Eisberge" über einen superkurzen Fluss ins nahe Meer geschwemmt, wo sie dann im Mündungsbereich am schwarzen Lavasteinstrand wieder angeschwemmt werden. Als blank polierte Wassereis-Skulpturen. Diese sind ziemlich vergänglich, so ist dieses schöne Kunstwerk vor unseren Augen auseinander gebrochen.


Nach diesem Höhepunkt geht es weiter zum nächsten, - den Laki Vulkanen. Nach 50km auf ziemlich holpriger Schotterstrasse und durch ein paar kleiner Flüsse erreichen wir die Vulkankette, die 1783/84 die Erde nachhaltig verändert hat: 6 Millionen Tote, Französiche Revolution, Eis im Golf von Mexiko. Schlichtweg unglaublich. Heute ist die Landschaft nur spektakulär, und vom Gipfel des Laki zeigt sich dieses Panorama:



Vom langen Tag visuell übersättigt übernachten wir in Blagil wo wir heute die einzigen sind, die ihr Zelt aufschlagen. Wieder ist es sehr kalt, aber dafür auch ruhig, bis uns um 5 Uhr morgens vorbeiziehende blökende Schafe aus den Träumen reissen. Heute geht es dann nach Landmannalaugar ins Hochland, - ein Traumziel ist nahe.

(mehr Bilder gibt es auf Google Photos)