Samstag, 10. September 2016

Island III: der Norden

Das dreigängige Büffet-Abendessen im Grimstunga Guesthouse war recht gut und mehr als reichhaltig, und auch die Unterhaltung mit einem jüngeren Suzi-verliebten Paar aus Leipzig sehr nett. Ein gelungener Abend, wo dann sogar noch kurz hinter den Wolken die grünen Polarlichter für uns und den Grossen Bären geleuchtet haben.


Nach schön ruhiger Nacht ging's am nächsten Morgen zum grössten Wasserfall Europas, dem Dettifoss. Doch was ist gross? Durchflussmenge? Fallhöhe? Die Isländer haben eine Formel gefunden die den Dettifoss zum Grössten macht. Cool. Und er ist wirklich mächtig, die Wasserfallbewunderer vom anderen Ufer sind ganz klein.


Am Dettifoss ist dann tatsächlich dem Jimny das Benzin ausgegangen, doch zum Glück hatten wir vorsorglich den Reservekanister im Süden gefüllt, und so fahren wir unbeschwert weiter zum Myvatn. Doch zunächst besuchen wir das Thermalgebiet von Krafla mit unzähligen heissen Quellen, Vulkankratern und auch einem Kraftwerk das die Hitze der Erde in Strom umwandelt.


Nach dem ganzen Besichtigungsmarathon ruft die Wellness und so plantschen wir bald in den Jardbödin Nature Baths. Zwar ist der Eintrittspreis mit €32 pro Person isländisch überteuert, aber der infinity view auf den Myvatn See und auch das Dampfbad lassen schnell das viele Geld vergessen, und Entspannung und Wärme gewinnen die Oberhand.


Am späten Abend erreichen wir den Campingplatz Vogur am Myvatn See mit seiner ziemlich kostspieligen Pizzeria (zwei kleine, also wirklich sehr kleine Pizzen mit zwei Dosen Bier =  €60). Aber die Qualität stimmt, der Zeltplatz ist eben und grasig, und am Abend leuchten mit die schönsten Nordlichter der gesamten Reise.


Morgens fahren wir in kaum einer Stunde zum Ausgangspunkt der Wanderung auf den Vindbelgjarfjall, der einen schönen Panoramablick über den See verspricht. Zunächst laufen wir vom Parkplatz fast eben in Richtung Sandvatn, einem schönen See mit zahllosen Inseln, und dann in Serpentinen hoch zum Gipfel. Leider ist der Himmel einheitlich grau, es pfeift ein kalter Wind, und aus Norden nähert sich schnell eine Regenfront, so eilen wir schnell wieder zurück zum Auto.

Der südliche Myvatn
Gerade noch rechtzeitig mit den ersten Regentropfen schaffen wir es in die kleine, aber trockene Kiste. Beim Godafoss schüttet es immer noch und so beschränken wir die Besichtigung auf ein Minimalprogramm unterm Regenschirm.


Nach einem sehr ordentlichen Mittagessen im Restaurant Bryggjan in Akureyri fahren wir im Regen weiter nach Grettislaug, einem Campingplatz direkt am Meer mit sehr heissem Thermalbecken. Genau das richtige für solche Tage. Nach 20 Minuten im Wasser ist man froh wieder draussen in der Badehose im Regen und Wind stehen zu dürfen! Manche Mit-Camper springen sogar zur Abkühlung kurz ins Eismeer. Zum Glück wird das Wetter besser und so verbringen wir dort eine wunderbare Nacht mit sensationellen Nordlichtern.


Nach einem guten Frühstück in der Morgensonne geht die Fahrt bald weiter zu den Westfjorden und in den Regen. Doch hier noch ein Bild vom wirklich schön gelegenen Campingplatz:


Die Fahrt nach Thingeyri zieht sich den ganzen Tag hin, gegen Ende nervend endlos, trotz der grandiosen Fjordlandschaft. Und zu allem Überfluss zeigt sich ein 10cm langer Riss in der Frontscheibe, wohl verursacht durch Steinschlag von einem entgegen kommenden Laster. Regen und kleine Lichtblicke wechseln sich ab, aber insgesamt fahren wir an diesem Tag viel, viel zu lang. Wir sind im Stress: die Fähre von Brjanslaekur nach Stykkisholmur ist schon für den nächsten Mittag gebucht.

Seehunde am Isafjördur 
In der Nacht hat es wider Erwarten kaum geregnet und so können wir das Zelt trocken einpacken, und auch relativ gemütlich trocken&draussen frühstücken. Nach einem ausführlichen Besichtigungsstopp am Dynjandi-Wasserfall erreichen wir mehr als rechtzeitig das Schiff nach Snaefellsnes.

Jede Menge Rotkittel der MS Sea Spirit (Poseidon Expeditions) am Wasserfall
Die zweieinhalbstündige Überfahrt ist ziemlich ereignislos, der Himmel grau und von den angeblich wunderschönen Westfjordbergen sehen wir nur die nassen Füsse.


Bei der nächsten Islandreise werden wir den Westfjorden viel mehr Zeit geben. Sie haben es verdient.

(mehr Bilder zu diesem Teil der Reise gibt es auf Google Photos)