Nach zwei Stopps in Achenseekirch und Gaisalm läuft unsere MS Stadt Innsbruck nahezu geräuschlos um halb elf in Pertisau ein. Von dort geht es steil den Bergwald Richtung Seebergspitze hoch, bis sich auf ca 1500m ein schöner Blick ins Falzthurntal auftut. Links der Dristenkopf und rechts in den Wolken irgendwo das Sonnjoch, wo wir vor drei Jahren einen Frühwintereinbruch mit ziemlich beschränkter Sicht erleben durften (Septemberschneewanderung zum Sonnjoch).
Kurz unter der Wolkenuntergrenze grüssen uns die ersten, nahezu handzahmen Steinböcke des Tages. Ob es am schlechten Wetter liegt, dass die Tiere so zutraulich sind? Ausser uns ist so gut wie niemand unterwegs, und im Aufstieg von Süden sind wir definitiv die Ersten.
Um eins sind war dann am Gipfel mit leichtem Nieselregen, und keinerlei Aussicht. Es ist feucht und kalt und so laufen wir nach einem schnellen Müsliriegel im Stehen bald weiter. Von der Seebergspitze geht es steil bergab und die Felsen sind ziemlich glitschig, mit viel Luft unter den Füssen. So ist alles ein wenig krampfig bevor wir den Sattel zur Seekarspitze erreichen.
Von dort geht es lang den Grat entlang mit wenig Höhengewinn, aber schönem Blick zurück zur Seebergspitze. Interessant auch der Nebel an der Leeseite des Grats.
Und am Grat warten wieder Steinböcke auf uns, - eine ganze Familie grast direkt neben dem Weg im saftigen, nassen Grün. Natürlich sind sie etwas schreckhafter als die alten Böcke, aber als fotoscheu darf man sie bei einer Fluchtdistanz von weniger als zehn Meter nicht bezeichnen.
Leider geht während der kurzen (Nach)Mittagspause auf der Seekarspitze der Niesel- in strömenden Regen über. Dazu kommt noch ein frischer Wind und schon wünschen wir uns eine Dauenunterjacke und Handschuhe.
Weit ist der Weg hinunter nach Achenkirch, und je weiter wir uns dem See nähern, umso besser wird das Wetter und auf den letzten Metern vor dem Auto scheint schon fast die Sonne. Manchmal erscheint die Welt als ungerecht, wobei die Steinböcke und die Einsamkeit die Wanderung auch heute ganz speziell gemacht haben.