Dienstag, 23. August 2016

Steinböcke im Nebel der Seeberg- und Seekarspitze

Die heutige Wanderung beginnt gemütlich mit einer Schifffahrt auf dem Achensee von Scholastika nach Pertisau. Morgens um 9:55 geht das erste Schiff, und für stolze 10.40 Euro pro Nase kann man sich den länglichen Gaisalmsteig entlang schippern lassen.


Nach zwei Stopps in Achenseekirch und Gaisalm läuft unsere MS Stadt Innsbruck nahezu geräuschlos um halb elf in Pertisau ein. Von dort geht es steil den Bergwald Richtung Seebergspitze hoch, bis sich auf ca 1500m ein schöner Blick ins Falzthurntal auftut. Links der Dristenkopf und rechts in den Wolken irgendwo das Sonnjoch, wo wir vor drei Jahren einen Frühwintereinbruch mit ziemlich beschränkter Sicht erleben durften (Septemberschneewanderung zum Sonnjoch).


Kurz unter der Wolkenuntergrenze grüssen uns die ersten, nahezu handzahmen Steinböcke des Tages. Ob es am schlechten Wetter liegt, dass die Tiere so zutraulich sind? Ausser uns ist so gut wie niemand unterwegs, und im Aufstieg von Süden sind wir definitiv die Ersten.


Um eins sind war dann am Gipfel mit leichtem Nieselregen, und keinerlei Aussicht. Es ist feucht und kalt und so laufen wir nach einem schnellen Müsliriegel im Stehen bald weiter. Von der Seebergspitze geht es steil bergab und die Felsen sind ziemlich glitschig, mit viel Luft unter den Füssen. So ist alles ein wenig krampfig bevor wir den Sattel zur Seekarspitze erreichen.


Von dort geht es lang den Grat entlang mit wenig Höhengewinn, aber schönem Blick zurück zur Seebergspitze. Interessant auch der Nebel an der Leeseite des Grats.


Und am Grat warten wieder Steinböcke auf uns, - eine ganze Familie grast direkt neben dem Weg im saftigen, nassen Grün. Natürlich sind sie etwas schreckhafter als die alten Böcke, aber als fotoscheu darf man sie bei einer Fluchtdistanz von weniger als zehn Meter nicht bezeichnen.


Leider geht während der kurzen (Nach)Mittagspause auf der Seekarspitze der Niesel- in strömenden Regen über. Dazu kommt noch ein frischer Wind und schon wünschen wir uns eine Dauenunterjacke und Handschuhe.


Weit ist der Weg hinunter nach Achenkirch, und je weiter wir uns dem See nähern, umso besser wird das Wetter und auf den letzten Metern vor dem Auto scheint schon fast die Sonne. Manchmal erscheint die Welt als ungerecht, wobei die Steinböcke und die Einsamkeit die Wanderung auch heute ganz speziell gemacht haben.

Montag, 15. August 2016

Ganz oben in den Allgäuer Alpen: der Grosse Krottenkopf

Nachdem der Wetterbericht ein ganz besonders schönes Bergwochenende angekündigt hatte, packten wir am Samstagmorgen unsere Sieben-Campingsachen, und nach leckeren Salbei-Gnocchi mit Zukkini und Schweinefilet ging's satt und hungrig-nach-Bergluft los ins Lechtal. Der Turbo grummelte zufrieden und die schwarze Yacht flog den Bergen entgegen, bis ein roter Blitz uns wieder in die teure Realität zurück brachte. Upps, das war etwas zu flott.. Leider hat aber auch der Verkehr gebremst, und so sind wir dann mit den schweren Rucksäcken erst gegen vier Uhr am Nachmittag in Elbigenalp gestartet.


Zumeist oberhalb des Bernhardsbachs ging's über Almwiesen steil nach oben zur Karalm. Von dort weiter aufsteigend eine Querung zur Krottenkopfscharte. Kurz unterhalb der Scharte hätten wir am liebsten unser Biwak eingerichtet, doch leider gab es nur Kunst und kein Wasser.


So sind wir bis zum Hermannskarsee auf 2200m weitergelaufen. In der Abenddämmerung zieht dort eine Salzlecke eine Steinbockfamilie an, wo sich ein junger Bock dabei malerisch unter den Halbmond stellt.


Wir sind am See nicht alleine, zwei andere Paare hatten sich dort einen Platz unter den 1000 Sternen gesucht. Leider sind die Perseiden schon vorbeigeflogen und so bleiben meine Hoffnungen auf glückserfüllende Sternschnuppen unerfüllt. Doch die Sterne sind auch so ganz nett über dem kalten Nachthimmel.


Am nächsten Morgen kochten wir zum Frühstück einen wärmenden Minztee, dazu gab's je einen Nuss- und einen Fruchtmüsliriegel, und nachdem wir das Zelt abgebaut und etwas versteckt hatten, sind wir zum 90 Minuten Aufstieg auf den Grossen Krottenkopf gestartet. Der Himmel tiefblau, mit ein paar neckischen Sommerwolken, und die Sonne heizte uns zunehmend mächtig ein. Um zehn waren wir dann auf dem höchsten Punkt der Allgäuer Alpen, auf 2656m.


So früh am Tag ist dort noch nicht viel los und so waren wir die einzigen am Gipfel mit dem unglaublichen Rundumpanorama. Nett auch der Blick hinunter zum Übernachtungsplatz am Hermannskarsee und in die Runde zu etlichen bekannten Gipfeln des letzten Jahres wie dem Hohen Riffler (letztes Jahr), dem Rietzer Grieskogel (letzte Woche ;) und dem Mehlsack (Skitour im Frühling).


Beim Abstieg umrunden wir das Hermannskar und wandern in ständigem auf und ab zur Hermann-von-Barth Hütte. Stolze 2000 Höhenmeter sind es so ins Tal, und zum Glück (1) ist die Landschaft grossartig und (2) bietet die Hütte einen ordentlichen Hüttenwurstteller mit Kraut und Knödel und Radlermass, und einem Abschieds/stiegsschnapps.


So gestärkt sind die restlichen 1100 Höhenmeter Abstieg bis zum Parkplatz nicht ganz so grausam wie gedacht, doch der Talboden nähert sich in quälender Langsamkeit sodass die Einkehr in der Kasermandl Alm mit einem Eis und Weissbier ein "must-have" ist. Nach einer halben Stunde kommt dann bald die Kirche von Elbigenalp in Sicht.


Gegen sechs erreichen wir das Auto und fahren unter strikter Beachtung aller Geschwindigkeits- und sonstiger Regulierungen in etwas mehr als zwei Stunden nach Hause. Eine grossartige Tour, die allerdings auch eine robuste Kondition verlangt.

(mehr Bilder gibt es wie immer hier auf Google Photos)

Mittwoch, 10. August 2016

Endlich wieder Winter - Auf den Rietzer Grieskogel im Sellrain

Nach den letzten Augustneuschneefällen waren die wirklich hohen Berge für dieses Wochenende tabu, und so fiel die Wahl auf einen fast-3000er im Sellrain, 170 Autokilometer südlich von München. Auf der Forstenrieder Allee war dank der guten Wetterprognose um halb acht morgens schon recht viel los und so waren die Bedenken gross am Autobahn-Ende bei Eschelohe mal wieder im Stau zu stehen. Also den Turbo ausgepackt und eine halbe Stunde später waren wir ohne Probleme durch das Nadelöhr Partenkirchen. Und nochmal 90min später unterwegs zum Rietzer Grieskogel.

Über nette Almwiesen geht's stetig hoch in die Narrenböden. Das Wetter ist schlechter als erwartet und die Sonne versteckt sich zumeist hinter fetten Wolken. Weiter oben sind wir genau in diesen und die erste Pause wird eher kühl.

Schon bald erreichen wir die Neuschneegrenze und weiter geht es über teilweise recht rutschige Steine zum langen Gipfelgrat. Dort angekommen reisst mal wieder der Himmel auf und wir erhaschen einen ersten Blick auf unser Tagesziel.
In nur einer halben Stunde geht es über einfache kleine ""Kletterstellen"" zum einsamen Gipfel. Die Aussicht ist eher eingeschränkt, aber kleine Wolkenlücken zeigen uns die Sellrainer, Stubaier und Ötztaler Eisriesen. Da schmecken die Cabanossi und der Bergkäs gleich doppelt gut :)

Nach der ausgiebigen Mittagsrast mit der vergeblichen Hoffnung auf ein grösseres Panorama steigen wir wieder ab, der Plan ist eine alternative Route über den Bachwandkopf und Kreuzjochkogel.

Am Bachwandkopf wird dann der Wanderweg zur Pfadspur ohne Markierung und der Weiterweg über den ausgesetzten Grat zum Kreuzjochkogel sehr fraglich. Es gibt Bedenken und so steigen wir durch ziemlich steiles Schrofengelände entlang einer Schafspur ab in die bekannten Narrenböden. Von dort haben wir einen sehr schönen Blick zurück auf "unseren" Gipfel, und schon bald erreichen wir wieder die Aufstiegsroute.

Dort geht es flott entlang und querend etlicher nett plätschender Bäche runter zum Parkplatz wo gegen halb fünf das Cabrio eine sonnige, gemütliche Heimfahrt nach München via Walchensee anbietet. 

Trotz der langen Autofahrt war es ein schöner Tag, das Sellrain ist immer einen Ausflug wert, und bietet viele, teilweise einsame Bergtouren im Winter und im Sommer.

(mehr Bilder gibt es bei Google Photos, - das gute Picasa funktioniert leider nicht mehr, und wird von Google nicht mehr unterstützt, was ziemlich schade ist, und schon fast ein Grund Google den Rücken zu kehren...)

Montag, 1. August 2016

Sonntagsschinderei

Obwohl die Wetteraussichten höchstens mittelprächtig waren sind wir pünktlich um halb acht morgens Richtung Tegernsee losgerauscht. 5 Euro kostet die Mautstrasse zur Valepp wo die Wanderung auf den Schinder an der Johannisbrücke startet. Gleich zu Beginn nerven unzählige Bremsen, nach 10 Minuten kommt strömender Regen dazu. Dann verpassen wir die Abzweigung zum Wanderweg zum Schinderkar und folgen spärlichen Kuhspuren durch ziemlich feuchtes Unterholz. Arghh. Aber egal, nach einer Stunde stehen wir im Kar, und es hört auf zu regnen, und auch den Bremsen wird es langsam zu sauerstoffarm. Das Kar wird steiler und in den Felsen muss man dann sogar ein klein wenig klettern.


Pünktlich um 12 zum Mittagsvesper stehen wir dann auf dem 1808m hohen Österreichischen Schinder. Es gibt Salami und Bauernkäs zum Brot, aber keine Aussicht. Ab und zu lichtet sich die Wolkendecke und wir erhaschen einen Blick auf die unmittelbar benachbarten Berge und Täler.


Die Glockenblumen am Gipfel sind so nass wie wir. Uns wird kalt und so steigen wir bald ab zur Trausnitzalm.


Der Abstieg geht ziemlich nett durch den Wald in vielen Serpentinen, anfangs über Almgelände und dann als Höhenweg in einem recht hübschen Buchenwald.




Nach 5 Stunden waren wir wieder zurück am Auto, fast zeigte sich die Sonne, also Dach auf und die Klamotten im Fahrtwind getrocknet. Ohne Stau und ähnliche Komplikationen waren wir so rechtzeitig zu Nachmittagskaffee und Eis wieder im heimischen Wohnzimmer :) 

(mehr Bilder gibt's hier auf picasa)